Ruhe. Kein Auto stört die Einsamkeit. Ruhig läuft das Rad auf der Bitumenpiste. Nur gelegentlich begegne ich entgegenkommenden Radfahrern. Links Felder und Feuchtwiesen. Rechts liegt der Deich, dahinter Auwälder und Wiesen. Dann die Oder, auf der nur ab und zu ein Frachtschiff entlang kommt. Von Polen her höre ich gelegentlich Hunde herüber bellen.

Für zwei Tage führte mich mein Weg ein Stück entlang des

Oder-Neiße-Radweges von Frankfurt/Oder bis Hohenwutzen.

31. Juli 99
Am Bahnhof angekommen, suche ich lange den Weg Richtung Oder. Ein freundlicher Mensch erklärt mir ausführlich den Weg und gibt Tips für den ersten Teil der Strecke. Frankfurt begegnet mir mit vielen hellen, modernen Gebäuden. Einladende Kaffees finde ich am Fluß in der Nähe der Grenzbrücke nach Polen.

Den Weg zur Oder findet man am Besten, wenn man sich zu Mc.Donalds durchfragt. Von da aus geht es nach rechts entlang der Straßenbahnschienen. Auf der rechten Seite stößt man irgendwann auf eine Kläranlage. Dahinter beginnt ein Koppelweg entlang des Deiches in nördlicher Richtung.

Bereits kurz nach dem Ort war zurzeit meines Aufenthalts (August 99) der Weg im Bau. Deichanlagen wurden im großen Stil vergrößert. Mit Gepäck wollte ich nicht größere Strecken mit dem Rad über die Wiesen fahren. Daher kehrte ich um und benutzte die Bundesstraße Richtung Lebus. Die Straße, eine sehr schöne Allee, ist leider sehr stark befahren, so daß die Fahrt keine besondere Freude war.

Ab Lebus gibt es zwei Möglichkeiten zu fahren. Ein ausgeschilderter Radweg, eine schmale Nebenstraße,  geht einige hundert Meter neben dem Deich entlang und ist bitumiert. Ich wähle den Weg direkt am Deich, der auch recht gut befahrbar war.

Auch hier mußte ich wegen Bauarbeiten einen Umweg in Kauf nehmen.
Eingedeckt mit Lebensmittel und Trinkwasser suche ich mir hinter Küstrin inmitten des Überflutungsgebietes auf einer Wiese meinen Schlafplatz für diese Nacht. Ich verzichte auf das Aufstellen meines Zeltes und genieße den klaren warmen Abend.  Mit dem Schlaf war das in dieser Nacht etwas schwierig, da Mücken einen Angriff auf mich starteten und ich mich ständig zur Wehr setzten mußte. Am Morgen hatte ich ein geschwollenes Gesicht. Nach selbstgemachten Kaffee und einem ausgiebigen Frühstück war ich fit zur Weiterfahrt.

1. August 99
Der Weg zieht sich bis Kienitz entlang des Deiches absolut ruhig. Bis auf ein paar Angler und Störche begegnete ich auf dem Weg niemandem. In Kienitz, einem kleinen Dorf, steht eine Kirche, in der der Chor kein Dach mehr besitzt. Jedoch hat sie noch ein schönes Glasfenster. Weiter geht der Weg nach Großneuendorf. Hier findet sich schon eine gewisse touristische Infrastruktur: ein Campingplatz, Pensionen, ein Landfrauenkaffee und mehrere Gaststätten. Interessant sind die Pfandfahrräder, Gefährte mit einer ganz unverwechselbaren Form, die wie Einkaufswagen an Ständern angeschlossen und und von jedem gegen eine Mark Pfand gefahren werden können. Erstmals findet sich die Beschriftung "Oder-Neiße-Radweg"

Von hier an stehen Tafeln, die auf das Hochwasser, daß vor zufällig auf den Tag genau zwei Jahren im Oderbruch große Schäden verursachte. Auf meinem Weg sah ich jedoch keine kaputten oder sichtbar reparierten  Dämme, die direkt auf die Katastrophe hinweisen könnten. Allerdings sind ab und zu Pfeile mit einem Kreis am Ende auf den Weg gemalt worden. Möglicherweise könnten diese die damals beschädigten Stellen markieren.

Die Wege liegen neben dem Damm, sind asphaltiert und lassen sich sehr gut fahren.  Will man die Oder sehen, muß man auf den Damm steigen.

Etwa vier Kilometer hinter der Gaststätte "Zollbrücke" überquert eine Brücke die Oder. Bewacht vom Bundesgrenzschutz bewegten sich viele Leute auf der Brücke. Leider ist sie kein Übergang, evtl. diente sie als Eisenbahnbrücke. Schienen vor der Brücke waren allerdings nicht zu sehen.

Nach der Brücke geht der Weg auf dem Damm entlang. So läßt sich das Geschehen an der Oder gut beobachten.

* * *

In Hohenwutzen verlasse ich den Radweg und fahre über die Brücke nach Polen. An der Grenze befindet sich ein riesiger Polen-Markt. Im nächsten Ort übernachte ich im Hotel. Die Straßen sind gut. Es gibt keine Radwege, aber nur mäßig Verkehr. Ein breiter Grünstreifen am Rand könnte als Ausweichstelle dienen.

2. August 99
Wegbeschreibung Hohenwutzen - Eberswalde

Mein Ziel war,  bis Eberswalde entlang der alten Oder zu fahren. Ab Hohenwutzen begab ich mich auf die wenig befahrene Deichstraße nach Hohensaaten. Direkt am Ortseingangsschild von Hohensaaten bog ich nach links ab in einen schmalen Weg, kam an einigen Häusern vorbei und  somit auf den Weg in Richtung Oderberg. Die letzten Meter vor Oderberg ging es nur noch sehr langsam vorwärts. Das lag nicht nur am Kopfsteinpflaster auf dem letztn Stück, sondern auch an den vielen Obstbäumen, die die Strecke säumen.

In Oderberg überquerte ich die Alte Oder und drehte dann nach links ab Richtung Liepe. Was mir vorher nicht bewußt war, war das Vorhandensein des Oderberges hinter dem gleichnamigen Ort. Diesen zu erklimmen, brachte mich an diesem Tag zum schwitzen. Bis Liepe ist die Abfahrt vom Berg wieder sehr angenehm.

Der Ort Liepe zieht sich lange hin. Irgendwann kommt hinter dem Ort links der Abzweig nach Niederfinow. Entlang dieser Strecke erreichte ich nach wenigen Kilometern das berühmte Schiffshebewerk, daß man sich auf jeden Fall ansehen sollte.

Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, nach Eberswalde zu gelangen:

  1. Der Weg weiter nach Hohenfinow und von da aus die wenig interessante Strecke auf der Bundesstraße

  2. Die landschaftlich schönere Strecke zurück zum Abzweig nach Liepe. Dort nach links führt eine Straße durch den Wald. Man kann hinter den Bäumen den Oder-Spree-Kanal sehen und überquert ihn, bevor man nach Eberwalde kommt.

  3. Im Ort Niederfinow an der Gemeindeverwaltung rechts geht ein steiler kopfsteingepflasterter Weg aus dem Ort heraus. Oben angekommen, kommt ein Stück sandige, schwer zu befahrene Strecke nahe am Kanal entlang und trifft später auf die Straße nach Eberswalde. Vorteil: keine Autos


* * *


Am 02. Mai 2000 erreichte uns zum Thema folgende e-Mail von Peter Ellenberger:

War Ostern 2000 selbst auf dem Oderradweg. Da es mir da so gut gefallen hat kam mir in den Sinn; es muß doch noch Leute geben denen es genauso gut gefallen hat. Also bemühte ich das Internet und kam auf Ihre prima Seite. Habe mir die Reisebeschreibung ausgedruckt.  ch weiß leider nicht, inwieweit Sie über folgende Sache informiert sind.

Im "Zollhaus" habe ich in Erfahrung bringen können, das ein Campingplatz in Neuküstrinchen besteht:

Campingplatz Oderbruch
N e u k ü s t r i n c h e n
Herr Köhler
Tel.: 033457/262

Zu der angesprochenen Eisenbahnbrücke ca. 5 km Flußabwärts vom "Zollhaus" wurde mir folgendes mitgeteilt:
Diese Eisenbahnbrücke wurde das letzte mal im Jahre 1984 genutzt und war rein militärischer Natur. Sie soll zu einem "Königsberg" auf der anderen Seite der Oder geführt haben. Soweit meine Recherchen dazu.

Noch einen guten Tipp: In der Nähe von Bad Freienwalde befindet sich  mitten im Wald am "Baasee" eine ganz urige Waldgaststätte. Das ist sogar bis nach Berlin vorgedrungen, denn man trifft da viele Hauptstädter, und die sind ja bekanntlich überall.

So das wäre es erst mal zu meinen Beitrag.
Thüringen grüßt Thüringen !

Grüsse Peter

P.Ellenberger@t-online.de




Link zum Radweg:
http://www.radwandern-oberlausitz.de/oderneisseradweg_tipps.html
http://www.oder-neisse-radweg.de/

Tip: Von Liberec nach Ückeritz, auf dem Oder- Neiße Radweg von der Neiße- Quelle bis zur Oder- Mündung
         Infos zur Route über Tschechien und über Szczecin nach Usedom, eigene Erfahrungen 2004

Buchempfehlung:
Bikeline Radtourenbuch Oder-Neisse-Radweg.
Von Zittau nach Ueckermünde.  November 2002

Die Wegbeschreibungen sind Eindrücke einer einzigen Tour. Ich würde mich freuen, wenn mir Hinweise auf Fehler und Ergänzungen zu Strecke gegeben werden, die ich ggf. noch nächträglich in den Bericht einbringen würde.

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Andreas Bank (Mühlhausen/Thür.)................................................aktualisiert im Februar 2005